6 Jahre nach der schönen und erfolgreichen Albumproduktion von "Affjetaut" meldete sich Wolfgang Niedecken wieder bei mir. BAP waren inzwischen Topstars mit Gold und Platinalben, ausverkaufte Hallen in der ganzen Republik und einem fetten Plattenvertrag. Da Wolfgang einige Songs geschrieben hatte die nicht genügend Resonanz in der BAP Besetzung fanden hatte er sich überlegt diese auf einem Solo Album zu veröffentlichen und stellte dafür eine Band zusammen. Der gerade bei BAP entlassene Jan Dix bekam den Drummer Gig, Axel Risch - Bass und Schmal Boecker - Percussion kamen von BAP dazu, mein Bruder Kalau übernahm den Backing Vocal Part und ich sollte Keyboard spielen und das Album produzieren. Gesucht wurde noch der Gitarrist. Ich schlug meinen Bandkollegen Dominik von Senger von Dunkelziffer vor und er bekam den Job. Durch den Superstar Status von Wolfgang hatten wir ein für heutige Verhältnisse fast nicht vorstellbares, fettes Produktionsbudget. Wir konnten 3 Monate proben um die Songs ganz entspannt und gründlich zu arrangieren und als Combo musikalisch zusammenzuwachsen. Da ich es vorzog "nur" als Bandmitglied dabei zu sein schlug ich das Produzentenangebot aus. Dafür wurde Wolf Maahn engagiert, er hatte durch seinen eigenen Platten und diversen Hitproduktionen für andere Künstler genau die Ahnung die wir für eine ausgefeilte Produktion brauchten.
Auch das Studiobudget war opulent, 8 Wochen EMI Studio wurden gebucht und wir hatten alle Zeit der Welt die Songs einzuspielen. Es gab zusätzliche musikalische Unterstützung durch Gastmusiker wie Julian Dawson, Anne Haigis, Christian Schneider und Klaus der Geiger. Die Stimmung war durchgehend relaxed, kein Wunder bei diesen paradiesischen Bedingungen...
Das Album kam im Frühling 1987 auf den Markt und schaffte es bis in die Top 5. Wir spielten im Sommer 87 fünf große Sommer Open Air Festivals, z.B. Rock am Ring und ein schönes Festival in St. Gallen. Da allen Beteiligten klar war dass Wolfgang nach dem Sommer wieder mit BAP weiterspielen würde genossen wir einfach die tolle Zeit und hatten ziemlich viel Spaß. Legendär ist eine feucht fröhliche Party mit den Toten Hosen auf dem Dach unseres gemeinsamen Hotels in Deggendorf....
Es sollte überraschenderweise aber doch noch eine weitere Episode folgen, es hatte nämlich eine Anfrage aus Nicaragua gegeben. Die von Dietmar Schönherr unterstützte dortige Kultureinrichtung "Casa de los tres Mundos" hatte uns eingeladen dort zu spielen. Mit einer abgespeckten Besetzung flogen wir nach den Festivals nach Managua und spielten dort mit einer angesagten nicaraguanischen Band namens "Mancotal" einige Auftritte. Das Tourmotto hatten wir aus der gesundheitlichen Empfehlung unseres Impfarztes abgeleitet; "Boil it, peel it, cook it or forget it". Trotzdem hat den ein oder anderen von uns Montezuma`s Rache erwischt.
Ausser den Gigs hatten wir auch Gelegenheit gehabt Land und Leute kennenzulernen. Mit einem waschechten Commandante zu dinieren und ein Land von innen kennenzulernen, welches sich nach der erfolgreichen Revolution im Kampf mit den von den USA unterstützen Contras befand. Eine prägende Erfahrung die ich nicht missen möchte.
Nie met Aljebra
Maat et joot
Vatter